1. Bundesliga, 1 Spieltag, 02.07.2025 20:02:15
Riesig war die Freude, als man den Zuschlag auf den Trainerposten des 1. FC Heidenheim erhalten hat. Für die allermeisten Fußballfans würde das nichts auslösen – verständlich, aber wenn man aus der Region stammt und regelmäßig sowohl im eigenen Stadion, als auch auswärts, das Team tatkräftig anfeuert, dann springt da definitiv ein Funken über. Zwar, dass ist allseits bekannt, ist man leidenschaftlicher FC Schalke 04 Anhänger – was auch immer die große Liebe bleiben wird, doch der FCH hat einen Platz im Fußballherz eingenommen. An dieser Stelle direkt den großen Dank an den Trainerkollegen hier, der gerne bereit war mit mir zu tauschen und sich den Hannoveranern anschloss. Und wie es das Schicksal so wollte, trafen die rot-blauen direkt im ersten Spiel auf ihren alten Coach der hier über ein Jahr an der Seitenlinie stand. Geschichten die nur der Fußball schreibt. Es gab einen warmen Applaus von den Fans in der Voith Arena, so weiß man genau, was man dieser – ja hier schon – Trainerlegende zu verdanken hat. Nun steht man sich gegenüber in einem Pflichtspiel um drei Punkte. Man war sehr gespannt, wie man in die Saison starten würde. Die Fans kamen in Scharen den Berg hochgelaufen auf das höchstgelegene Stadion Deutschlands. Die Stimmung wie immer ausgelassen gut, die Vorfreude auf die bevorstehenden 90 Minuten definitiv gegeben. Und wie immer floss das Stuttgarter Hofbräu in Mengen, wie man es sonst nur in Wirtshäusern in Bayern kennt. Umso näher der Anstoß rückte, umso mehr konnte man die Stimmung spüren – spätestens aber, als die Vereinshymne „1846 FCH Olé“ eingespielt wurde, konnte man die Atmosphäre regelrecht spüren. Der neue Coach Rokko applaudierte in die Ost, wo er normalerweise jetzt bei seinen ganzen Jungs selbst stehen würde, wenn es ihn nicht auf die Trainerbank verschlagen hätte.
Der Pfiff ertönte und der Ball fing an zu rollen. Nun, was ist die Herangehensweise – welchen Spielern schenkt man das Vertrauen? Man startet in einem 4-2-1-3 und wollte, so eigentlich der Plan, das Spiel versuchen zu kontrollieren. Aber so ist der Fußball nun mal, Pläne werden oft über den Haufen geworfen. Automatismen im Fußball müssen sich entwickeln, dass ist hier definitiv noch nicht der Fall. Abstimmungsfehler in der neuen 4er Kette – die hatte man beim alten Coach in der Form nicht gesehen. Und eben genau dieser Coach war heute der Gegner und wusste über die Schwächen seiner ehemaligen Jungs natürlich bestens Bescheid. So dauerte es nur 4 Minuten, ehe die Gäste aus Hannover zuschlugen. Nicolo Tresoldi, dass riesige Talent, netzte bereits zum 9. In dieser Saison und bringt die 96er in Führung. Der Stimmung tat das keinen Abbruch, die Fans gaben weiter Gas – und auch Hoirna versuchte alles. Doch beim Versuch blieb es erst einmal. Erneut eine riesige Lücke in der letzten Reihe, welche die Gäste astrein, ja fast lehrbuchmäßig, ausnutzen können. Diesmal war es der Ex-Schalker Rabbi Matondo. Gerade einmal 17. Minuten gespielt und bereits 0:2 hinten. Sicher nicht der Start, den man sich erhofft hatte. Die rot-blauen spielten weiter, suchten die Zweikämpfe und arbeiteten sich in die Partie. Und es sollte sich lohnen, nach einer ausgeglichenen Phase konnte sich Marvin Pieringer erstmals in dieser Partie in die Liste der Torschützen eintragen – Ekstase, die Fans spürten, hier könnte heute noch mehr gehen. Mit dem Stand von 1:2 aus der Sicht des FCH ging es dann auch in die Pause.
Nun musste man die richtigen Worte finden. Man hat die Anfangsphase verpennt, sich dann aber aufgerafft und sich immerhin den Anschlusstreffer verdient. Das Positiverlebnis war es dann, was man in die zweite Hälfte transportieren wollte. Und es schien zu funktionieren. Die Jungs von der Ostalb stürmten direkt wieder auf Ron-Robert Zieler zu. Leo konnte nur mit einem Foul gestoppt werden, es gab Freistoß aus einer vielversprechenden Position. Ganz klar eine Möglichkeit für Niklas Dorsch, den Mittelfeldstrategen. Dorschi läuft an und …. zirkelt das Ding ins Tor – unhaltbar für den Schlussmann der Gäste und somit der Ausgleich! Spätestens jetzt glaubte jeder daran, dass die Schlossberger Jungs das Ding vollends drehen. Und siehe da, man spielte sich in einen kurzfristigen Rausch! Leo spielte nach links, Honsak direkt in die Sturmspitze, wo abermals Marvin Pieringer in Abschlussposition stand – der Ex-Schalker bedankte sich und netzte ein! Spiel gedreht, Heidenheim führt mit 3:2!
Sirlord Conteh wurde mittlweile eingewechselt, mit seiner unglaublichen Geschwindigkeit wollte man den Deckel gegen die müden Hannoveraner draufmachen. Und es lief wie im Bilderbuch, der eingewechselte Flügelspieler traf selbst zum 4:2. Unglaubliche Aufholjagd, alles schien angerichtet für den ersten Dreier der Saison. Und dann? Es folgte erneut eine Kontersituation von Hannover, Nicolo Tresoldi verwandelt eiskalt und verkürzt auf 4:3. Plötzlich wieder alles drin! Nun sollte sie folgen, die ultraspannende Schlussphase. Was passiert hier noch? Fällt der Ausgleich, kann Heidenheim den Deckel draufmachen – oder passiert hier gar nichts mehr? Letzteres ist der Fall, auch wenn man das so nicht ganz sagen kann. Hannover hat nochmal zwei richtig richtig Dicke Chancen, aber Kevin fucking Müller pariert wie Manuel Neuer prime – es ertönte das typische „Müüüüüüüüüüüü“ im gesamten Stadion. Am Ende gewinnt der 1. FC Heidenheim gegen spielstarke Hannoveraner. Am Kiosik wird hier und heute noch lange gefeiert werden - Gästefans gesellen sich hier immer gern dazu, sodass ein reger Austausch zwischen den Fanszenen stattfinden kann.
Man ist gespannt, wie die nächsten Spiele laufen werden – man tendiert nach diesem Auftritt eher zu einer Systemumstellung.
Meinem Trainerkollegen wünsche ich von Herzen nur das Beste bei 96!