Spielinfo

Nachdem man selbst mit dem FC Heidenheim einen Saisonstart hingelegt hatte, der in dieser Form vielleicht nicht zu erwarten war, stand an diesem Spieltag ein besonderes Duell an – ein Duell mit einem alten Freund, mit einem, den man aus vielen gemeinsamen Saison, ja sogar Online-Ligen, kennt und schätzt. Die Rede ist von HerB, der sich in dieser Saison der Herausforderung bei Eisern Union stellt und dort bisher einen ordentlichen Job abliefert. Umso klarer war die Ansage vor dem Spiel - das wird heute alles andere als ein gemütlicher Kick. Und genau so kam es dann auch. Kaum hatte man sich sortiert, fiel schon das erste Tor.

Tim Skarke, einst selbst im Trikot des FCH unterwegs, schockte seine alten Kollegen mit einem blitzsauberen Treffer in der dritten Spielminute. Heidenheim völlig überrumpelt, wirkte wie in einer Art Schockstarre, und das nutzte Union gnadenlos aus. Nur acht Minuten später stand es 2:0 für die Hauptstädter. Man rieb sich die Augen, wusste kurz nicht, was da gerade eigentlich passiert. Der Plan war ein anderer, der Start allerdings ein Albtraum. Nach einem kurzen Moment des Ordnens begann dann aber die Moral der Rot-Blauen wieder durchzuschimmern. Man wollte nicht untergehen, nicht einfach das Feld räumen – nicht gegen einen Bekannten wie HerB. Also fing man an, so dumm es klingt, Fußball zu spielen. Es war weiterhin kein perfektes Spiel, aber man war nun da, setzte Akzente und glaubte wieder an sich. Das sollte sich auszahlen. In der 34. Minute war es Mathias Honsak, der die Lücke fand und den Anschluss markierte. 2:1, das Gefühl drehte sich. Plötzlich war wieder etwas möglich. Und tatsächlich, noch vor der Pause schlug die Stunde von einem, den die Fans einfach nur lieben – Buduuuu. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit setzte er sich im Strafraum durch und netzte zum 2:2 ein. Was für ein Zeitpunkt. Psychologisch wohl der perfekte Moment.

Ausgleich mit dem Pausenpfiff – das verändert die Dynamik komplett. Und das tat es auch. Nach dem Seitenwechsel kam ein Heidenheim aus der Kabine, das wie ausgewechselt wirkte. Die Maschine lief plötzlich rund, die Zahnrädchen griffen ineinander, man spielte sich in einen rauschartigen Zustand. Binnen 23 Minuten erzielte man vier Tore, überrannte Union förmlich und stellte das Spiel komplett auf den Kopf. Was in der ersten halben Stunde noch nach einem bitteren Abend in Berlin aussah, wurde plötzlich zu einer Fußballfest für die Gäste aus Ostwürttemberg. EA machte dabei mal wieder EA-Sachen – erst läuft bei Union alles, dann bricht plötzlich alles zusammen. Während Kevin Müller im Tor der Heidenheimer sich zwischenzeitlich in Manuel Neuer verwandelte und jeden Ball hielt, der nur ansatzweise in seine Nähe kam, wurde der Keeper bei Union zum Zuschauer. Kaum noch Paraden, keine Hilfe von der Abwehr, und die Bälle flogen reihenweise ins Netz. Das war bitter für HerB, das war hart, aber so ist EAFC manchmal. Heute war es die eine Hälfte der Medaille – morgen kann es schon wieder ganz anders aussehen. Jedenfalls zeigte dieses Spiel einmal mehr, dass sich Aufgeben nie lohnt, dass man auch bei zwei Toren Rückstand nicht auseinanderfallen muss. Ganz im Gegenteil – genau da zeigt sich Charakter. Und den hat diese Heidenheimer Mannschaft zweifellos.

Es war ein wildes, ein intensives, ein emotionales Spiel. Eines, das einem alten Freund gehört hätte, das dann aber von einer leidenschaftlich kämpfenden Truppe aus Ostwürttemberg in der zweiten Hälfte komplett übernommen wurde. Lieber HerB, Kopf hoch, solche Spiele sind brutal, aber du machst einen großartigen Job. Halt durch, bald ist wieder alles auf null gestellt. Und wer weiß, vielleicht läuft es im Rückspiel ja andersherum mit vertauschten Rollen. Alles Gute bis dahin.